Ich koche – also bin ich.


Ja, ich bin noch da. Auch wenn es in letzter Zeit etwas still geworden ist hier auf meinem Blog. Das hat natürlich, wie alles im Leben, einen Grund.

Langes Stehen in der Küche bereitet mir Schmerzen (wegen meiner Knie- und Hüftgelenksoperationen, die ich hinter mir habe), aber das ist es nicht. Es ist vielmehr die Ignoranz, die einem täglich ins Gesicht geschmissen wird. Ja, genau. In den einschlägigen Social Media Kanälen. Und in der Werbung, sei es Print oder TV. Erst gestern sprang mich ein TV-Werbespot von Maggi an. Spaghetti und Ravioli. In der Blechdose. Fix und fertig. Nur noch erhitzen. Zur Prime-Time (das ist zwischen 20:00 und 22:00 Uhr) im TV. In meinem Kopf klickte es. JETZT … verstehe ich, warum ich in den beiden Reha-Kliniken, in welchen ich in den vergangenen 12 Monaten 8 Wochen meines Lebens verbracht habe, als „komischer Vogel“ angesehen wurde, weil ich das Essen dort nicht toll fand (und es auch verweigert habe). Die „Insassen“ fanden das Essen „echt gut“ – weil sie nur Schlechteres gewohnt sind!

 

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Was ist nur los in Deutschland? Es geht uns besser als jemals zuvor und trotzdem geben wir von unserem Einkommen prozentual am wenigsten in ganz Europa fürs Essen aus. Man hat ja keine Zeit zum Kochen. Und selbst in den Social Media Gruppen, wo Kochen und Grillen das erklärte Thema ist, geht es oft nur um „Schnäppchen“ – das Billigste vom Billigen, denn unser Wohlstandsgeld geht offensichtlich für Wichtigeres drauf. Was ist denn, bitteschön, wichtiger als das, was wir in unsere Körper hineinstopfen?

 

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Die Auswüchse dieses Mainstreams sind ebenfalls auf den einschlägigen Social Media Kanälen zu sehen – allerdings zumeist abgelehnt, verteufelt, niedergemacht. Da wird kurzzeitig gestritten, was das Zeug hält, und dann löscht ein Moderator solche Diskussionen, weil sie „den Frieden stören“ – man möchte ja nur „Happy People“ in seiner Gruppe. Sinnvolle Diskussionen, die vielleicht auch den einen oder anderen zum Nachdenken anregen, sind unerwünscht. Warum?

Auch in kochaffinen Gruppen geht es oft nur um Werbung, Marketing, feed the Mainstream (not the „Troll“). Der „Troll“ ist der, der Missstände aufdeckt, sich die Mühe macht, Werbeaussagen zu hinterfragen und zu recherchieren und Hintergründe beleuchtet – aber das will die „Community“ nicht wissen.

Kochen und Grillen gehört zu unserem täglichen Leben, wie der morgendliche Kaffee oder Tee. Zeig mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist.

 

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Wenn jeder nur ein klein wenig darüber nachdenkt, ist schon viel gewonnen.

 

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Kategorien:Basics, Feine Küche, HausMANNSkost, Klassiker, Nose to Tail EatingSchlagwörter:, , , , , , ,

8 Kommentare

  1. .. oder die Pizza die sich verneigt… da bekomme ich Puls..

    Ich drück Euch Beide!

    Sabine

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  2. Ja, Convenience-Produkte prägen den Geschmack. Ob Maggi-Fertig-Gedöns, Sauce Hollandaise aus der Tüte (gruselig und in der Spargelsaison für viele längst der Maßstab) oder das Kilo Schweinefilet für unanständige 2,99€. Aber lohnt da das Lamentieren?

    Der geschätzte Bert Gamerschlag vom Stern hat mal versucht, seiner Bankberaterin das Kochen beizubringen – im Gegenzug für Ihr Banking-Know-how. Das war gleichwohl lustig, wie erschreckend, wie erhellend. Erhellend, weil das Video (guckst du hier: https://bit.ly/2QLMXRM) sehr schön zeigt, an was es bei Koch-Laien alles mangelt. Aber wie gesagt: Vom Banking hat Herr Gamerschlag ja auch keine Ahnung.

    Koch-Laien – etwa die Bankerin nebst dem ebenfalls arbeitendem Gatten und dem jugendliche Nachwuchs – scheitern eben an ganz Vielem: Technik, Vokabular, Zutaten, Praxis, Gefühl etc. pp. Da hilft es nur, Schritt für Schritt zu erklären, wie es geht – genau das machst du ja. Und viele ander Kochbloger auch. Mit Geduld und ohne sich über die Anbieter von „Fix-Produkten” zu ärgern. Denn die helfen Menschen (komplette Dosenware außen vor), etwas auf den Tisch zu bringen, bei dem ja immerhin noch ein bisschen selbst geköchelt wird.

    Grüßle

    Andreas ;o)

    PS 1: Die Unsitte, unliebsame Meinungen in Foren und Facebook-Gruppen zu tilgen ist selbstverständlich erbärmlich.

    PS 2: Die Metro hat seit kurzem TK-Gyosa. Natürlich sind die nicht so gut wie selbst gemacht. Aber dafür unvergleichlich bequemer 😉

    PS 3: Sehr schön übrigens auch „Tomatensauce” ab Min. 2:40, https://bit.ly/2CFDhVZ

    PS 4: Mögen die Knochen bald wieder mitspielen!

    Gefällt 2 Personen

  3. du hast recht. wer für gesundes essen trommelt, ist am ende immer der arsch, eckt an, fliegt raus, oder wird von der plattform mundtot gemacht und ständig gesperrt. egal, immer weiter im kampf gegen die windmühlen

    Gefällt 3 Personen

  4. Unterschreib jedes Wort!
    Hoffe du stehst bald wieder in der Küche ohne Schmerzen!

    Liebe Grüße ❤️

    Gefällt 1 Person

  5. Lieber maskedchef,

    als regelmäßiger und begeisterter Leser Deines Blogs möchte ich Dich herzlich bitten und ermutigen: Lass Dich nicht verdrießen! Mach weiter!

    Vieles von dem, was Du schreibst, kann ich gut nachvollziehen (bis hin zum schlechten Einfluss, den Endoprothesen-Operationen im Allgemeinen und nachfolgende Reha-Aufenthalte im Besonderen auf die eigene Stimmung ausüben).

    EINERSEITS bin ich durchaus bereit, jedes Deiner Wörter zu unterschreiben.

    ANDERERSEITS möchte ich Dir sagen: Die Dinge ändern sich. Und sie ändern sich zuallermeist zum Guten. Viel langsamer zwar, als wir es uns wünschen, aber sie ändern sich. Wir beide dürften so ungefähr im selben Alter sein. Dass Deutschland zu einer kulinarischen Kulturnation aufsteigt, werden wir zwar nicht mehr erleben – aber ich finde, in den letzten 25 Jahren haben wir soviel Erfreuliches gesehen, wie keine der Generationen vor uns.

    Denk‘ Dich mal ein Vierteljahrhundert zurück. Auch in den großen Städten war das Angebot an wirklich guten Produkten damals homöopathisch. „Regional“ waren allenfalls die Türkis-Creme gespritzen Züge der Deutschen Bahn und „bio“ galt als Synonym für angefault und schrumpelig. Selbst die damals noch handwerklich arbeitenden Metzger säbelten an wässrigem Fleisch aus der Turbomast herum, im Weinbau galt „Masse statt Klasse“ und das Geschäftsmodell der wenigen Sterneschuppen stützte sich auf ein paar versprengte Spesenritter.

    Heute haben wir fast überall Märkte mit teils guten, teils phantastischen regionalen und Bio-Produkten und wo es solche Märkte nicht gibt, liefern die Genusshandwerker und Müritzfischer dieser Welt. Gute Metzger kennen „ihre“ Rinder und Schweine beim Namen, die einschlägigen deutschen Weinguides haben eine Dicke erreicht, die buchbindungstechnisch kaum noch zu bewältigen ist. Über deutsche Restaurants regnet es soviele Sterne wie noch nie und die allermeisten Gäste, die in den vielen guten Lokalen (egal, ob sternenbeschienen oder nicht) sitzen, zahlen ihre Zeche mittlerweile vom eigenen Geld und nicht von dem ihrer unterdessen compliancekonform knickrigen Companies.

    Kurzum, so ein schöner Blog wie der Deine wäre vor einem Vierteljahrhundert nicht nur mangels halbwegs schnellen Internets und brauchbarer Engines, sondern allein schon mangels guter Produkte und interessierter Leser unmöglich gewesen. Ja, die Dinge ändern sich. Und sie ändern sich vielfach zum Guten. Daran sollten ungeduldige und aus vielerlei nachvollziehbaren Gründen „angefressene“ Leute wir Du und ich sich hin und wieder aufrichten…

    p.s.: Unglaublich, aber wahr: Selbst die Krankenhaus- und Reha-Küche ist in den letzten 25 Jahren deutlich besser geworden!

    Gefällt 2 Personen

    • Ja, Clemens – Klasse geschrieben ganz herzlichen Dank dafür!

      Ja, ich mache weiter und versuche dazu beizutragen, dass sich die Dinge etwas mehr oder schneller ändern, auch wenn es manchmal frustrierend ist.

      Kleine Anekdote am Rande: Ich hatte diesen Artikel in einer der größten Griller-Gruppen Deutschlands gestern gepostet. Er hat tatsächlich zunächst eine sinnvolle Diskussion ohne große Anfeindungen ausgelöst und sich tatsächlich knapp 4 Stunden gehalten, bevor er gelöscht wurde 😉

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  6. @Clemens: Klasse geschrieben und Recht hast du!

    Gefällt 1 Person

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