Woran erkennt man gutes Fleisch?


Woran erkennt man gutes Fleisch?! – Als wüsste Lidl irgendetwas darüber (Teil 1) IMG_6950

Erlebnisbericht eines Mannes mit einer Gattin auf dem Weg zum Veganismus

Als ich meine Missus kennen lernte, war unter den sehr ungewöhnlichen Flirtstrategien dieser ohnehin sehr ungewöhnlichen love story auch eine Fragebogen. Der war selbst eigentlich gar nicht ungewöhnlich, sondern der Klassiker nach Poesiealbum-Manier, Lieblings-dies und Lieblings-das. Aber eine Frage war doch aufs Schwarze gezielt: Are you a meaty person? Die Antwort kam und sie kam zu meiner Erleichterung so: YES!

Bald zehn Jahre später ist meine Missus auf dem Weg zur Veganerin. Wie konnte das passieren!? Sie versichert mir selbst, dass es nicht meine Schuld ist. Sie mag Fleisch, insbesondere wenn es von mir zubereitet ist. Aber die Frau, die Fleisch liebte, hat eben auch ein Hirn und ein immerzu und zudem ziemlich kritisch denkendes. Die Frau, die Fleisch liebte, liebt auch Tiere. Die kann nicht einmal die Zecke töten, die sie unseren Fellhaien aus der Pelle gezwirbelt hat. Aber nach dem, was man über die Fleischindustrie wissen kann, ohne dafür undercover in odelüberschwemmten „Ställen“ zu tauchen, sich in Tiertransportkäfigen einzuschleichen oder einen Tag im Schlachthof zu verbringen, einfach nur aufgrund der bloßen Faktenlage, hat sie genug: Nein zum Fleischkonsum! Nein zum Konsum jeglicher tierischer Produkte!

Ich habe nicht vor, die Argumente meiner Missus hier weiterzugeben. Sie sind ausreichend radikal, um die NSA auf den Plan zu rufen … oder ein Killer-Squad von Tönnies, Wiesenhof & Co. – und ginge es auch „nur“ um Rufmord. Ich übertreibe nicht. Die Fleischindustrie wie überhaupt die Lebensmittelindustrie ist Mafia, durch und durch. Warum? Ganz einfach, womit auch immer sich viel Geld verdienen lässt, man kann sicher sein, es finden sich Kreaturen der Halbwelt, um ihren Reibach zu machen. Und mit Lebensmitteln lässt sich viel Geld machen, zumindest für einige wenige Strippenzieher. Wissenschaftlich ausgedrückt: ein Oligopol. Alias: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Apropos Krähen: Sie sind Aasfresser wie Füchse, Wild- und Hausschweine und diverse andere intelligente und nützliche Tiere. Eine Krähe würde relativ schnell von einem Stück Fleisch aus einem x-beliebigen Supermarkt oder Discounter lassen. Sie würde merken, dass es die Mühe nicht wert ist, all die Hackerei und Zerrerei, um es in verzehrfertige Stücke zu bringen, auch nicht den organischen Vorgang in Magen und Darm. Denn dieses Fleisch besteht im überwiegenden Teil aus Wasser. Es ist zudem stark belastet durch Antibiotika, veränderte DNA aus Futtermitteln, Hormone aus Wachstumsbehandlungen sowie aus den natürlichen Reaktionen des Herkunftstieres auf den Prozess des Zusammentriebs, Transports und Schlachtzuführung. Eine Krähe würde sich angewidert in die Lüfte schwingen und etwas anderes suchen – oder sogar selber jagen.

Das können wir armseligen Menschen nicht. Lidl weiß das. Aldi auch. Und ihre Konkurrenten. Und ihre Zulieferer. Das wissen auch die zuständigen Minister. Und auch die Parlamentarier. Eine ehrenwerte Gesellschaft, nicht wahr? Wenn die sagen, alles ist gut, warum sollte man ihnen nicht glauben?

Ganz einfach: Weil man sie testet. Lidl macht seit einiger Zeit (erfolgreich, wie man hört, trotz Sperrfeuer von Slowfood-Verfechtern und Tier- wie Verbraucherschützern) Werbung mit seiner Qualitätskampagne. Auch ich bin, obwohl ich üblicherweise mein Fleisch (meist online) bei Lieferanten beziehe, die für ihre Lieferkette bürgen können, aufmerksam geworden. Und habe es probiert.

Das Ergebnis: sechs, setzen! 21 Tage gereiftes Filet vom deutschen Jungbullen, mit 30€/kg nicht unbedingt billig. Aber fad, voller Wasser (undwaswweißichsonstnochalles) und für ein Rinderfilet relativ zäh. Nachzulesen hier.

Also kaufe bei Lidl nicht!? Nein, das ist nicht die Moral von der Geschicht’. Noch nicht.

Irisches Hereford (machmal auch mit der Zusatzbezeichnung ‚Heritage‘ – das bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie ‚Tradition‘) war für mich bisher immer ein Garant für außergewöhnlich guten Fleischgenuss.
 Meine Erfahrungen mit irischem Fleisch waren bis dato sehr gut, vor allem aus meiner bevorzugten Quelle, dem Online-Versand genusshandwerker.de. Bis vor kurzem. Ich konfrontierte den Geschäftsführer mit meinem Eindruck, wie ich es ausdrückte „the Irish are selling out“. Wie gewohnt nahm er es professionell und sehr ernst und forschte bei seinen Lieferanten nach. Er erntete nur abwiegelnde bis unfreundliche Reaktionen. Guter Akteur im Markt, der er ist, hat er seine Konsequenzen gezogen – und sich andere Lieferanten gesucht. Wo? In Mecklenburg-Vorpommern! Wohlgemerkt: Dies ist kein Rassismus – wir lieben die Iren! Nur einige Fleischproduzenten nicht, die sich dem Diktat eines deutschen Discounters beugen.

Die Moral von der Geschicht’ ist: Verantwortung ist Konsumentenpflicht! Testen, fragen, kritisieren und, wenn nötig, boykottieren. Teil 2 folgt auf gleicher Welle, gleicher Stelle in einer Woche. …und woran erkennt man nun ‚gutes Fleisch‘?? Zunächst am Preis! Lidl ist billig – ‚gutes Fleisch‘ nicht!

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13 Kommentare

  1. Sehr gut. Auch wenn ich die Lidl Kampagne formal gut gemacht finde.( das ist ja das perfide daran) Lidl hat zur Zeit wohl die höchsten Media Spendings, das dürften etliche Millionen sein. Im Kopf bleibt dann doch hängen, dass sie von den Bösen die Guten sind. Das ist dann wohl deren Ziel. Nur eins muss man der Kampagne zugute halten: durch die Fokussierung auf Grundzutaten hoffe ich, dass die Leute wenigstens mehr frisch kochen. (Statt TK Pizza und pommes) Ansonsten geht es mir ganz ähnlich wie deiner Frau. Lieber viel weniger Fleisch und wenn dann nur noch Gutes. Danke für den Post.

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  2. Alles Gute für die Missus auf ihrem Weg zum Veganismus, ich kanns verstehen.
    Wir sind zuwenig konsequent diesen SChritt zu gehen, daher achten wir was wir wo kaufen,..

    Vielleicht züchte ich mir mal zumindest Hendln im wilden Garten, diese Idee hatte ich schon öfter,..

    lg an die Missus und Dich!
    Sina

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  3. Sehr überzeugend geschrieben – ich freu mich auf den zweiten Teil.

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  4. Ich kann deine Missus verstehen, hab gerade einen ähnlichen Weg hinter mir. Ich bringe es einfach nicht mehr über Herz, bzw. nicht mehr über die Lippen..

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  5. Auf den Punkt gebracht. Ich kenne sie alle, zumindest die vorgenannten. In meiner beruflichen Laufbahn hatte ich die Möglichkeit alle diese Läden genauer kennen zu lernen. Es geht doch nicht um gute Lebensmittel – es geht um Reibach und Marktmacht. Die Werbung von Lidl wurde ja Gott-sei-Dank etwas nachgebessert – es schwillt mir aber immer noch der Kamm. Und dennoch Ziel erreicht. Man spricht drüber.
    Meine Fleischportionen werden kleiner und mein Fleisch kommt bereits zu 90% vom Bauern und vertrauensvollen Metzger. Dass es unbedingt teurer ist, das ist oft ein Trugschluss. Ein Schnitzel vom Discounter und eins von meinem Metzger in die Pfanne und hinterher gewogen….. da sind schnell mal 25% mehr Verlust auf der Discounter-Seite. Wasser verdampft halt und lässt außerdem ein von innen gekochtes zähes Stück zurück.

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  6. Es ist eine der aggressivsten Werbekampagnen der letzten Jahre, die von LIDL gefahren wird. Ziel ist die Vernichtung der qualitätsbewussten Hersteller von Lebensmitteln, also zum Beispiel traditionelle Bäcker-Betriebe oder Metzgereien. Leider wird die Botschaft die eigentlich keine ist von vielen Menschen geschluckt, nachhaltiges Einkaufen im Discounter funktioniert nun aber einfach nicht. Woran erkennt man miese Qualität? Ganz klar an den LIDL-Produkten, das ist festzuhalten.

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  7. Danke für dein Posting!
    Sina und ich haben denselben Rinderbauern und sind überaus glücklich mit dem, auch wenn er kein Hereford hat, sondern „nur“ Fleckvieh-Aubrack-Mischlinge sind. Und wie gut es den Viechern dort geht, kann man sich selbst überzeugen. Anders würde ich wohl auch Vegetarierin werden. Veganerin wahrscheinlich gar nie. Daher viel Durchhaltevermögen deiner Missus, wenn sie neben deinem Traumfleisch das wirklich packt!

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    • Dankeschön, Susi! Mein Fleisch bekomme ich entweder von Claus Böbel oder von den Genusshandwerkern…’um die Ecke‘ (bzw. ich kann die Rindviecher sehen, wenn ich aus dem Fenster schaue) gibt es zwar jede Menge Viehzucht, aber lokal zu kaufen gibt es nichts… Ich werds der Misses ausrichten…noch isst sie Käse, Eier und Fisch 😉

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