Stadtwurst mit Musik | #Klinikblog


Die Drugs im Untertitel meines Blogs ‚Food, Drugs & Rock’n’Roll‘ bekommen nicht nur eine ganz neue Bedeutung, sondern nehmen auch real eine Position in meiner derzeitigen Rekonvaleszenz ein, mit der man erst mal umgehen muss. Bisher waren meine Drugs bekanntermaßen good wine & good cigars. Die ‚kleinen Helferlein‘, welche ich derzeit täglich bekomme, sind Kaliber, die mich regelmäßig wegbeamen.

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Hübscher Speiseplan, nicht wahr? Aufgenommen nach dem Frühstück, welches aus der gleichen Kombination wie das Dinner bestand, nur ohne die gelbe Pantozol, aber die ist eh‘ nur für den Schutz der Magenschleimhaut zuständig. Die runde rosa Pille ist Oxycodon (Oxygesic 30 mg)- ein ziemlich heftiges Opiat mit der zweifachen analgetischen Potenz des Morphins und die weißen Kapseln sind Indometacin, ein nichtsteroidales Analgetikum, was z.B. auch bei akuten Gichtanfällen verabreicht wird, aber auch Verknöcherungen während des Heilungsprozesses bei einer Gelenks-Endoprothese entgegen wirkt. Macht ziemlich ‚high‘ das ganze Zeug. Schmerzen habe ich – im Ruhezustand – schon seit gestern keine mehr. Das beschert mir von den abfragenden Ärzten und Krankenschwestern zwar regelmäßig ungläubige Blicke, hängt aber wohl mit meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit high-impact Sports zusammen. Da kommen im Laufe der Zeit so viele Verletzungen zusammen, dass man eine recht hohe Schmerzschwelle entwickelt. Fragt mal einen Boxer, ob ein Kinnhaken weh tut…der zuckt die Schultern und sagt: „Ja, schon…ein bisschen…“ 😉

Ab morgen wird das Opiat dann mal abgesetzt… 😉

Glücklicherweise gibt es auch noch andere Suchtmittel, die zum Teil bedenkliche Zusatzstoffe enthalten – bedenklich zumindest, wenn regelmäßig und in großen Mengen genossen. Ein im Frankenland außerordentlich beliebtes solches Suchtmittel ist die

Nürnberger Stadtwurst ‚mit Musik‘

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1 Ring ungeräucherte Stadtwurst – wer nicht weiß, was das ist oder wo er sie beziehen kann, schaut mal bei Claus Böbel nach. Die schmeckt großartig!

2 rosa Roscoff-Zwiebeln (die sind schön mild, alternativ weiße Zwiebeln)

5 EL möglichst geschmacksneutrales Öl (z.B. Keimöl oder Sonnenblumenöl. Olivenöl ist wegen seines starken Eigengeschmacks nicht geeignet)

5 EL Weißwein- oder Champagneressig

5 EL Wasser

2 EL feiner Rohrohrzucker

1 Bund Schnittlauch

1 TL Meersalz

Weißer Pfeffer aus der Mühle zum abschmecken

 

Die Wurst enthäuten und in dünne Scheiben schneiden. Zwiebeln schälen, halbieren und ebenfalls in sehr dünne Scheibchen schneiden. Am besten geht das mit dem Kochmesser Edition 7 von d. die Pfanne®.  Bloggerkollege Kai Brückner hat das Messer auf seinem Blog ‚Moderne Topfologie‘ auf Herz und Nieren (oder muss man sagen: ‚auf Wurst und Zwiebeln‘?) getestet und nebenbei ein Interview mit mir geführt. In Kais Artikel steht alles Wissenswerte über das Messer drin – schaut mal auf seinem Blog vorbei.

Essig, Wasser, Salz und Zucker in einer Schüssel mit dem Schneebesen verrühren, bis Zucker und Salz komplett aufgelöst sind. Dann das Öl langsam und gleichmäßig mit dem Schneebesen in die Marinade emulgieren.

Zwiebelscheiben zur Marinade geben und mit einer Gabel etwas trennen. Wurstscheiben dazu geben, alles gut durchmischen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Mit weißem Pfeffer aus der Mühle abschmecken und mit fein gehacktem Schnittlauch bestreuen. In einem Luftdicht verschlossenem Behälter hält sich der Wurstsalat kühl gelagert bis zu 2 Tagen.

Das ist der traditionell puristische Approach. Viele Rezepte verlangen noch nach fein geschnittenen sauren Gürkchen oder Cornichons, oder sogar nach der Brühe aus deren Gläsern. Manche sagen, da muss Petersilie dazu und was weiß ich was noch alles. Das ist, wenn die Wurst richtig gut ist, nicht nur unnötig sondern würde auch ‚die gute Wurst tot schlagen‘. Weniger ist oft (und besonders in diesem Fall) mehr 😉

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Die Wirkung der Drugs hat nun wieder nachgelassen (ich bin also nicht mehr übermäßig ‚gaga‘) und die post-operativen Schmerzen…sind im Ruhezustand auf der drei mal täglich von den guten Klinikgeistern abgefragten Skala von 1 bis 10 trotzdem gegen Null. Wenn man die hübsch getackerte OP-Naht sieht, kann man das wahrscheinlich wirklich kaum glauben (ist ja erst 3 Tage her), aber es ist so! Bestimmte Bewegungen verursachen natürlich noch Schmerzen, aber ’schlimm‘ ist das nicht. Ich muss mir selbst immer wieder das mit Hilfe der netten Krankenschwester geschossene Foto von heute morgen ansehen, um mich etwas zu bremsen, schon ‚zu viel‘ zu tun…

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‚Sachte‘ lautet die Devise, ’schön langsam einwachsen und heilen lassen‘ – auch wenn ‚mehr‘ ginge: bloß nichts übertreiben! Ich habe schließlich noch ein paar Operationen vor mir. Ich werde des öfteren gefragt, ob es mich denn nicht schüttelt, wenn ich solche Fotos von meinem Körper sehe? Klare Antwort: Nein! Ich gehe mit so etwas sehr pragmatisch um. Da gibt es weit größere ‚Post-OP-Problemchen‘, über welche ich mich allerdings nicht näher auslassen werde 😉 Nur so viel sei gesagt – Klinikpersonal, das mit diesen Dingen genauso pragmatisch und ohne Berührungsängste umgeht, gefällt mir sehr, sehr gut. Ich mag es, wenn jemand kompetent ist und seinen Patienten aufklärt und unterstützt. Es ist grundsätzlich dem Heilungsprozess abträglich, wenn man sich als Patient komplett in die Hände seiner Ärzte und Betreuer begibt. Mitarbeit, Teamwork ist gefragt. Nur so erzielt man die besten Heilungsergebnisse. Und kriegt wieder gesunden Appetit. Auf Stadtwurst mit Musik, beispielsweise 🙂

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Kategorien:Basics, HausMANNSkost, Klassiker, Klinikblog, Nose to Tail EatingSchlagwörter:, , , , , , , , , , , , , , ,

2 Kommentare

  1. Muss man in der Klinik selber kochen ?- na ja kein Problem bei Dir.

    Gefällt 1 Person

    • Nee – aber das Essen ist, wie in vielen Kliniken a) nicht besonders gut und b) abends gibt es nur Brot und was obendrauf, also Kalt. Ich bin es aber seit 30 Jahren gewohnt abends gut (& warm) zu essen…deshalb hab ich jetzt ein Problem. Aber es gibt ja Lieferservice 🙂

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