Beschichtete Töpfe und Pfannen – Keramik, Email, PTFE (Teflon)


Es ist schon bemerkenswert, welche Macht Marketing und Werbung über unser Kaufverhalten haben.

Wer am lautesten schreit, erfreut sich offensichtlich der meisten Zuhörer. So entstehen Mythen, die sich so hartnäckig festsetzen, dass auch wirklich ‚ehrliche‘ Hersteller, hoffentlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, auf den Zug aufspringen und so genannte Trends, in diesem Fall der zur Keramik-Beschichtung, für ihr eigenes Sortiment aufgreifen.

Eine Ausnahme macht zu meinem Erstaunen und meiner Bewunderung die Firma DuPont de Nemurs, die Erfinder der PTFE- oder auch Teflon®Beschichtung. Unter allen namhaften Herstellern von Beschichtungen ist DuPont der Einzige, der keine Keramik-Beschichtung anbietet. Ob dies strategisch sinnvoll ist, kann und will ich nicht beurteilen, aber es ist wenigstens konsequent. Warum? Darum:

Keramik-Beschichtungen, vor allem für Bratpfannen, haben sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr auf dem Markt etabliert. Marktschreierische Werbung, vor allem im TV-Shopping, kann sich dafür ein Großteil der Lorbeeren an die Fahnen heften. Da werden haarsträubende Vorführungen der Kratzfestigkeit und der Antihafteigenschaften zelebriert, die im täglichen Gebrauch in keiner Weise halten, was sie versprechen. Andere bewerben die gesundheitliche Unbedenklichkeit (‚PFOA und PTFE – frei‘) bis hin zur ‚Grünen Pfanne‘, wo sogar mit besserer Umweltverträglichkeit durch geringeren CO2-Ausstoß bei der Herstellung geworben wird. Logisch – Keramische Sol-Gel Beschichtungen werden nur bei etwa 250°C getrocknet, während PTFE-Beschichtungen bei 380°C polymerisiert werden. Eine ‚echte‘ Emaillierung wird gar bei 850°C im Schmelzofen eingebrannt. Übrigens sind PTFE (also ‚Teflon®) Beschichtungen ebenfalls PFOA-frei, seit die Bedenklichkeit dieses Zusatzstoffes bekannt wurde.

Im Übrigen weisen Keramik-Beschichtungen und Emaillierungen sehr ähnliche Eigenschaften im täglichen Gebrauch auf. Wenn sie neu sind, haben beide, bedingt durch die glasartige Oberfläche, hervorragende Antihafteigenschaften. Durch den täglichen Gebrauch gehen diese jedoch ganz schnell verloren. Warum?

Aggressive Spülmittel (besonders in der Spülmaschine) greifen auch die widerstandsfähigste Oberfläche an und machen sie, über kurz oder lang, matt! Zudem genügt es schon, einen Holzlöffel auf dem Topf- oder Pfannenrand ‚abzuklopfen‘ um die Oberflächenspannung aufzubrechen – die Folge sind mikroskopisch feine Risse in der glatten Oberfläche, und plötzlich backt in der tollen Keramikpfanne, aus der anfänglich der Pfannkuchen freiwillig auf den Teller springt, alles an! Noch nicht erlebt? Ich denke doch!

Emailliertes Kochgeschirr war in den ’70er bis ’90er recht populär, vor allem wegen der eingebrannten Dekore, die so schön zu den verbreiteten Landhaus- und Bauernküchen passten. Heute findet man emailliertes Kochgeschirr nur noch selten, und wenn, dann unifarben. Bei Pfannen wage ich zu behaupten, dass Emaillierungen fast nur noch auf schweren Gusseisenpfannen eingesetzt werden und da sind besonders matte Emails populär, erwecken sie doch den Eindruck, dass man es mit blankem Gusseisen zu tun hat, aber ohne die Anfälligkeit für Flugrost.

Hier seht ihr ein Foto meiner Steakpfanne aus Gusseisen, außen glänzend emailliert, innen eine schwarze Matt-Emaillierung. Die braunen Flecken sind kein Rost, sondern Bratrückstände, die bei schonender Reinigung an der matten Oberfläche haften bleiben – so wie bei einer ‚gut eingebratenen‘ unbeschichteten Pfanne.

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Ich habe diese Pfanne geliebt! Die Ergebnisse waren hervorragend, was nicht zuletzt auf die gute Wärmeverteilung des Grundmaterials zurück geht. Allerdings ist das Teil ’sauschwer‘ (etwa 4,5 kg) und die matt emaillierte Oberfläche ist nicht einfach zu reinigen.

Ein Steak gehört natürlich auf den Grill – basta! Doch bei widriger Witterung greift man auch gerne auf die ‚inhäusigen‘ Möglichkeiten zurück. Eine beschichtete Pfanne für Steaks? Undenkbar!

Nun, das Leben ist voller Überraschungen! Kürzlich brachte ich eine Steakpfanne aus Aluminium-Druckguss, beschichtet mit einer ‚titanverstärkten‘ PTFE-Beschichtung von einer Messe mit, um diese in meiner Küche zu testen. Ich war, gelinde gesagt, überrascht. Es ist klar, dass Aluminium eine mindestens genauso gute Wärmeleitfähigkeit, wie Gusseisen besitzt, aber wie soll das Steak bei einer PTFE-Beschichtung so werden, wie es sein soll? Mit nur 1 TL hoch erhitzbarem Erdnussöl wurde die Pfanne auf Temperatur gebracht (nicht volle Pulle, Stufe 8 von 9 – Überhitzung soll ja vermieden werden). Die Temperatur, als die Steaks in die Pfanne kamen, lag etwa bei 190°C, also weit genug unter dem Rauchpunkt des Erdnussöls.

Hier das Ergebnis:

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Fazit: Ich trenne mich vom meiner geliebten Gusseisen-Pfanne. Das Bratergebnis mit der PTFE-beschichteten Aluguss-Pfanne war überraschend gut und für die Reinigung der Beschichtung braucht es nur etwas Küchenkrepp..und vielleicht etwas heißes Wasser. Kein Spülmittel, kein Scheuerschwamm und vor allen Dingen, keine Spülmaschine!

Zurück zur Emaillierung. Seit fast 10 Jahren habe ich einen gusseisernen Schmortopf mit 28 cm Durchmesser von einer Weltmarke im fast täglichen Einsatz. So einen mit lebenslanger Garantie. Klar – was soll daran schon kaputt gehen! Nun, ich zeige euch etwas:

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Nach etwa 6 Jahren intensiven Gebrauchs und immer schonender Reinigung sah der Topf so aus. Ich habe den beim Hersteller reklamiert, allerdings nicht wegen des generellen Zustandes, sondern weil im Innenboden im Zentrum ein etwa 2 cent großes Stück vom Email abgeplatzt war.

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Der Hersteller hat mir anstandslos einen nagelneuen Topf (im Einzelhandel ca. € 180,00) geschickt und sein Garantieversprechen völlig unbürokratisch eingelöst. Die Fotos genügten, ich musste den maladen Topf nicht einmal zum Hersteller schicken. Es handelte sich, nach Aussage des Herstellers, um einen Lufteinschluss unter der Emaillierung, die zu diesem Abplatzer geführt hat. Über die ‚Umgebung‘ am Innenboden wurde nicht gesprochen.

Die Erklärung war zwar nicht völlig plausibel (warum platzt das Email wegen des Lufteinschlusses erst nach 6 Jahren Gebrauch ab?), aber die Kundenfreundlichkeit und der Service des Unternehmens sind über jeden Zweifel erhaben.

Nun ist der neue Topf seit etwas mehr als einem Jahr im intensiven Gebrauch und ich habe ihn, zu Testzwecken, oft in der Spülmaschine gereinigt. Der Topf ist vom Hersteller ausdrücklich als ’spülmaschinengeeignet‘ ausgelobt.

Ein Jahr lang hat er es ausgehalten. Jetzt sieht er so aus;

Was ist passiert? Die emaillierte Oberfläche hat sich dem Zahn der Zeit (und der Spülmaschine) gebeugt und beginnt, matt zu werden. Spülen mit haushaltsüblichem Spülmittel und Polieren mit einem Mikrofasertuch bringt keine Verbesserung mehr. Man kann das mit der Lackierung eines Automobils vergleichen. Wenn der Lack nicht durch Wachse geschützt wird und ständig Umwelteinflüssen, wie saurem Regen ausgesetzt ist, wird der im Laufe der Zeit matt. Hat deshalb schon einmal jemand sein Auto reklamiert? Die Dekore auf den emaillierten Töpfen früher hatten übrigens dasselbe Problem. Wiederholt in der Spülmaschine gereinigt wurden die matt und schließlich ‚ausgewaschen‘, viel früher, als das Email angegriffen wurde.

Es ist nun die Frage, wie der Hersteller dieses Topfes reagieren wird, wenn ich den erneut reklamiere. Ich bin mir fast sicher, dass mir ein neuer Topf angeboten wird. Die Herstellungskosten für solch einen Topf liegen bei weit weniger als €20,00 – da nimmt ein Markenhersteller solch seltene Reklamationen, die auf dem lebenslangen Garantieversprechen beruhen, in Kauf und ersetzt das Teil auf dem „Kulanzwege“.

Hat schon mal jemand eine ’10 (oder 20)-Euro-Keramikpfanne‘ reklamiert? Ja? Dann wisst ihr, was ich meine!

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