Er kommt heuer frühzeitig, der Altweibersommer. Zum Sundowner werden die Schatten schon lang, es ist noch warm, bis die Dämmerung herein bricht, der Tag vergeht…
Es ist schon manchmal bemerkenswert, was das Internet mit seiner, für jeden zugänglichen Informationsflut aus der Welt gemacht hat. Bemerkenswert besonders dann, wenn man, so wie ich ohne Internet aufgewachsen ist. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, da waren Autotelefone etwas für den Jet Set, ratternde Telex-Maschinen waren die modernste Kommunikationstechnologie, und man bekam jeden Morgen um 6:00 seine Tageszeitung. Heute haben Kinder bereits 600 Euro teure Smartphones, die Erwachsenen sowieso, man spielt Ego-Shooter und andere Schieß-mich-tot Spielchen, Pornographie gibt es per Klick und man muss sich nicht mehr wundern, dass jede Woche jemand sich selbst und andere in die Luft sprengt.
Ich habe Kinder, aber ich bin geneigt, zu sagen, dass ich lieber keine Enkelkinder möchte.
Wir führen ein Leben im Luxus, auch bei vielen, die vielleicht keine Arbeit haben, kommt jeden Tag Fleisch auf den Tisch. Und Bier…und Wein und Schnaps. Bei jedem Discounter gibt es exotische Früchte und Gemüse, was zu dieser Jahreszeit hier gar nicht wachsen würde. Es wird um die halbe Welt gekarrt, denn der Markt dafür ist ja da. Das Fleisch kommt aus Betrieben, die völlig skrupellos Tiere auf engstem Raum und in Massen mästen, um jedem, aber auch wirklich jedem sein täglich Fleisch für 2,99 das Kilo anbieten zu können. Dass das Zeug bei der Zubereitung mindestens 30% an Gewicht verliert, weil es voller Wasser ist, interessiert die meisten Verbraucher nicht mehr. Man kennt es ja nicht anders. Mehr als die Hälfte der weltweiten Antibiotika-Produktion landet im Tierfutter. Jedes Hühnchen hat heute mehr Chemie im Bauch als Lance Armstrong bei der Tour de France. Könnten Hühner Fahrrad fahren, würden sie wahrscheinlich gewinnen. Immerhin könnte man sie dann am gelben Trikot sofort erkennen. Bei mir kommen Antibiotika nur auf dringende ärztliche Verordnung auf den Tisch. Was so gut wie nie der Fall ist. Seit Fleisch aus Massenhaltung aus meiner Küche verbannt wurde hatte ich nicht mal mehr einen Schnupfen. Und ja, ich esse noch Fleisch und sogar sehr gerne. Aber eben nicht so oft. Und ja, es muss so wie früher, von Tieren kommen, die draußen auf der Weide oder auf dem Misthaufen aufgewachsen sind und ein Leben hatten, wie früher eben. Früher war alles besser. Jawohl! Früher WAR alles besser!
Auch ich lief irgendwann dem Profit hinterher, ohne mir Gedanken zu machen, zu welcher Entwicklung ich eigentlich beitrage. Man muss schließlich leben, so gut wie nur möglich. Der Schampus muss bezahlt werden.
Als die Luxusfleischanbieter begannen, Fuß zu fassen, war ich ein Mann der ersten Stunde. Ich habe bestellt, gekauft, geschlemmt. Und ich wurde ziemlich schnell gewahr, dass dieses Luxusfleisch größtenteils auch nicht besser schmeckte, als das, was ich früher vom Metzger um die Ecke kannte. Nur sind die meisten Metzger um die Ecke verschwunden. Mussten aufgeben, weil es beim Discounter Fleisch für ein Drittel des Preises gibt. Aber die Marktentwicklung lässt hoffen. Es gibt immer mehr Verbraucher, die Fragen stellen. Nach der Herkunft und der Tierhaltung. Viele beginnen, sich einzuschränken. Kommt eben nicht mehr jeden Tag Fleisch auf den Tisch. Nur noch ein mal die Woche. Aber dann eben gutes Fleisch.
Mir gefällt diese Entwicklung. Immer mehr Menschen beginnen, wieder über ihr Konsumverhalten nachzudenken. Entschleunigung. Sich Zeit nehmen, etwas Gutes zu kochen, einen stundenlangen Spaziergang machen, anstatt für 30 Minuten in der Muckibude Gewichte zu stemmen. Ein gutes Buch lesen, anstatt schwitzend vor dem Bildschirm mit dem Ego-Shooter zu hocken…und am Schluß doch vom Programm erschossen zu werden.
Ein weiterer Beitrag über Fleisch, gutes Fleisch und meine Favoriten unter den Anbietern von solchem ist ‚in Arbeit‘. Watch this space – ich sage nur so viel: Die ‚Guten‘ sind nicht die, die am lautesten schreien. 😉
Und nun werde ich auch ein wenig auf den Bildschirm glotzen…auf den Bildschirm den die Natur uns (noch) bietet.
Ich hätte es nicht besser ausdrücken können – beide Daumen hoch! 🙂 und ein dickes Danke für Deine Worte!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
LikeLike
Dankeschön, Andy! Manchmal muss es einfach raus 😉
LikeLike
Danke für diese guten, richtigen, wichtigen Worte…..
Volker
LikeLike