Kartoffeleintopf – ich hatte einen Traum!


Wenn man leidenschaftlich gerne kocht und isst, geschehen die merkwürdigsten Dinge. Ich träume tatsächlich nachts manchmal vom Kochen! So entstehen Rezepte, die auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich klingen mögen. Wenn man sie blind verkostet, kommt man niemals drauf, was eigentlich das Gericht so lecker macht.

Fenchel Turtle

Fenchel ist ein Gemüse, welches offenbar die Nation spaltet. Man liebt Fenchel oder man hasst ihn. Das strenge Aroma erinnert an Anis oder Lakritz und auch den „Biss“ mag nicht jeder. Und doch findet man Fenchel in der Auslage jedes Supermarkts oder Discounters. Also kann Fenchel doch gar nicht so ungeliebt sein! Ich bin mir nicht sicher, was die Menschen so alles mit Fenchel machen. Salate? Klar! Fenchel und Orangen sind echte Freunde. Aber auch Jamie Oliver, der britische Starkoch, hat eine Schwäche für Fenchel und hat in einem seiner Kochbücher ein Rezept für Fenchelsalat mit Sardellen und Kapern (noch so ein Hassliebekandidat) veröffentlicht.

Gesund ist Fenchel allemal. Als faseriges Gemüse bietet er nicht nur Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung, auch als Heilpflanze hat Fenchel einen hohen Stellenwert, zum Beispiel als Schleimlöser bei Bronchialerkrankungen. In China kennt man Fenchel sogar als Gegenmittel für Schlangenbisse, was schon im 15. Jahrhundert der deutsche Botaniker, Arzt und lutherische Prediger Hieronymus Bock in seinen Schriften erwähnte.

Doch zurück zu meinem Traum. Ich mag Fenchel und ich mag Pastis (das ist der französische Anis-Schnaps, der mit Wasser verdünnt in Südfrankreich gerne als Apéritif getrunken wird – sagt euch Pernod oder Ricard etwas? Genau!). So begab es sich, dass ich eines Morgens aufwachte mit diesem Traum im Kopf … da hatte ich doch tatsächlich Fenchel mit Kartoffeln (oder waren es Kartoffeln mit Fenchel) gekocht!?

Vorneweg: Ob man das als Eintopf mit stückigen Kartoffeln oder als Kartoffelsuppe kocht, bleibt jedem selbst überlassen. An den Zutaten ändert sich nichts. Es ist aber ratsam, für eine sämige Suppe mehlig kochende Kartoffeln zu verwenden. Auch ein Stabmixer ist dann hilfreich.

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Das Rezept eignet sich für strikte Veganer gleichwohl wie für Vegetarier und natürlich auch für gestandene Carnivoren. Für die vegane Version ersetzt man das Butterschmalz einfach durch etwas mehr Öl. Gutes Oliven- oder Rapsöl eignet sich am besten. Die Vegetarier dürfen gerne großzügig mit dem Butterschmalz umgehen, denn Geschmack bringt es allemal.

Und für alle Fleischesser empfehle ich: ein Stück guten Schweinebauch in den letzten 2 Std. mitzukochen! Natürlich nicht irgendeinen Schweinebauch – sondern vom Aktivstallschwein von Gabi Mörixmann. Entweder fertig geräuchert am Stück (hier erhältlich) oder – für die extremen Kochfans – selbst pökeln und vielleicht auch leicht räuchern. Auch rohen Schweinebauch vom Aktivstall-Schweinchen bekommt man bei Kalieber. Für alle, die sich etwas mehr dafür interessieren, gibt es hier einen tollen Artikel über Gabi Mörixmanns Aktivstall-Konzept: Aktivstall

Zutaten für einen großen Topf mit 5 Litern (genug für 6 bis 8 Esser)

1,5 kg festkochende Kartoffeln mittlerer Größe, geschält und in grobe Stücke geschnitten

3 große Knollen Fenchel, halbiert, Strunk entfernt und in Streifen geschnitten (das Fenchelgrün einstweilen beiseitestellen – das wird später darübergestreut

3 Stangen Lauch, nur der hellgrüne und weiße Teil, geputzt und in ca. 0,5 cm Ringe geschnitten

1 große Zwiebel, geschält und grob gehackt

2-3 Knoblauchzehen, geschält und sehr fein gehackt

½ Orange, geschält und in grobe Stücke geschnitten

30 g frischer Ingwer, geschält

1 großer Bund frischer Thymian (auch frischer Majoran macht sich gut)

1 EL Fenchelsamen (optional – aber ich empfehle sie!)

4 EL Butterschmalz (oder Ghee)

50 ml Oliven- oder gutes Rapsöl

2,5 L Gemüsefond/brühe – auch Geflügelfond/brühe geht, aber am besten ist eine selbstgemachte milde Brühe ohne viel Salzzugabe

1-3 TL Salz (nach Geschmack – und es kommt auch etwas aufs Salz an. Ich nehme gerne ein flockiges mildes Meersalz wie z.B. Murray River oder Maldon Salz)

3 EL weiße Pfefferkörner – ich weiß, das klingt komisch, aber wer mir vertraut macht es einfach! Weißer Pfeffer wird oft unterschätzt, dabei ist sein feiner, nussiger Geschmack (ich vergleiche den gerne mit dem Aroma von Muskatnuss) eine Bereicherung für viele Gerichte.

Ich habe hier einen weißen Dajak-Pfeffer aus Borneo verwendet – hocharomatisch und dabei sehr milde Schärfe. Eine zuverlässige Bezugsquelle kann ich derzeit leider noch nicht nennen, denn das war ein Testmuster direkt aus Malaysia. Man kann aber durchaus eine milde weiße Pfeffersorte anderer Herkunft verwenden – da gibt es wirklich gute Sachen.

Kartoffeleintopf4

Da die Pfefferkörner hier sehr lange mitgekocht werden, behalten sie zwar noch etwas Biss, aber sie sind eher eine positive Überraschung, wenn man draufbeißt. Wer sich das so gar nicht vorstellen kann, lässt es einfach weg. Aber da versäumt ihr dann was 😉

Als kleiner Kick, um dem Gericht etwas ‚Wärme‘ zu geben, kann man einige Chilies (im Ganzen, da geben sie nicht so viel Schärfe ab) für etwa eine Stunde mitkochen.

Kartoffeleintopf5

Um einen wirklich stückigen Kartoffeleintopf zu kochen, empfehle ich die Kartoffelstücke für etwa eine Stunde in eiskaltem Wasser einzulegen. Das entzieht ihnen etwas Stärke und die Brühe wird nicht so breiig.

Werkzeug (Links öffnen neue Fenster direkt zum Produkt):

Scharfes Küchenmesser

Sparschäler – nur wenige schälen Kartoffeln mit dem Messer, so wie ich 😉

Große Schüssel

Schneidebrett

Großes Küchensieb

Große, tiefe Pfanne oder Wokpfanne (beschichtet)

Großer Edelstahl-Kochtopf

Kochlöffel aus Holz

EW Deep Butterschmalz

Beginnt mit dem Fenchel: In einer großen, tiefen beschichteten Pfanne oder Wokpfanne die Hälfte des Butterschmalzes und des Öls auf mittlerer Temperatur erhitzen und die Fenchelstreifen zusammen mit dem Salz für ca. 15-20 Minuten unter gelegentlichem Umrühren weich schmoren. Nach der Hälfte der Zeit mit einem Schuss Pastis ablöschen und die Fenchelsamen dazu geben. Wenn die Fenchelstreifen  weich und glasig sind beiseitestellen und in der Pfanne abkühlen lassen.

EW Deep Fenchel

In der Zwischenzeit könnt ihr die Kartoffeln schälen, im Wasser baden lassen und die anderen Zutaten vorbereiten.

Kartoffeln schaelen

Die andere Hälfte des Butterschmalzes und das restliche Öl im Edelstahltopf erhitzen und die gehackte Zwiebel mit dem Knoblauch und dem Thymiansträußchen anschwitzen. Nach etwa 5 Min. die Lauchringe dazugeben und für weitere 5 Min. unter Umrühren weich schwitzen. Die Kartoffelstücke in ein Küchensieb abgießen und dazugeben – Temperatur etwas erhöhen und gut umrühren. Die Kartoffeln sollen komplett mit Fett benetzt sein. Das Ingwerstück fein reiben und zusammen mit den Orangenstücken ebenfalls dazugeben.

Kartoffeleintopf1

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Nun kommt der weiße Pfeffer dazu – wer sich da nicht so sicher ist, darf es gerne mit etwas weniger versuchen (1 EL beispielsweise), aber ihr werdet euch wünschen, die 3 EL dazu gegeben zu haben 😉  Alles nochmals gut umrühren, mit der Brühe ablöschen und aufkochen.

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Temperatur auf ein sanftes Köcheln reduzieren und im offenen Topf für 1 Stunde kochen, dabei ab und zu umrühren. Chilies und Kräutersträußchen rausfischen und entsorgen.

Den Fenchel dazu geben, gut umrühren und erneut aufkochen. Temperatur wieder auf ein sanftes Köcheln reduzieren und für 1,5 bis 2 Std. im geschlossenen Topf köcheln – dabei ab und zu umrühren. Wenn die Flüssigkeitsmenge zu gering erscheint, etwas kochendes Wasser angießen.

Ein guter Kochtopf mit einem geschmiedeten, dicken Sandwichboden ist für solche Gerichte absolut essenziell. Nur ein geschmiedeter Boden verteilt die Wärme so gleichmäßig, dass ein Anbrennen fast ausgeschlossen ist (die korrekte Temperatur vorausgesetzt). Die Töpfe unserer Edition 10 haben diesen Boden – und kommen mit einer 30-Jahre-Garantie, denn wir sind von der Qualität zu 100% überzeugt! Es gibt die Edition 10 in 3 Größen und als günstige Sets – schaut mal rein! Edition 10 – die Edelstahl-Kochtöpfe

Die Kochzeit mag lang erscheinen, aber nur so haben die Zutaten genug Zeit, sich wirklich gut kennen zu lernen. Ich verspreche euch: das ist der beste Kartoffeleintopf, den ihr jemals kochen werdet! Der Fenchel bleibt dabei dezent im Hintergrund, aber er gibt diesem Rezept den Wow-Faktor. Man schmeckt ihn kaum und kann sich somit einfach nicht erklären, warum es denn eigentlich so saugut schmeckt.

Happy cooking!

Kartoffeleintopf Teller2

Wie immer entstand auch dieses Rezept in der Testküche von d. die Pfanne® – der Marke für hochwertiges Kochgeschirr und Küchenaccessoires.

https://www.diepfanne.com

Kategorien:Basics, HausMANNSkost, Klassiker, Uncategorized, Vegan, VegetarischSchlagwörter:, , , , , , , , , , , , , , ,

7 Kommentare

  1. Lieber Tommy,

    durch Deinen letzten Post auf FB habe ich jetzt noch mal den Schritt auf Deinen Blog gewagt.

    Dieser Kartoffelsuppeneintopf lacht mich schon am frühen Morgen an.

    Ach, was sage ich: Er grinst gehässig und flüstert „Iss mich doch!“

    Tja, der Fenchel spaltet nicht nur die Nation, sondern auch das Ehepaar Koch.

    Und nun rate, wer hier der Fenchel- und Sardellen- und Kapernhasser obendrein ist?

    Sobald der Kerl also aus dem Haus ist, wird dieses Gericht auf meinem Teller landen!

    Liebe Grüße
    Britta

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    • Liebe Britta, vielen Dank für Deine Worte – probier mal, dem Fenchelhasser ein Tellerchen davon unterzujubeln, denn man schmeckt den Fenchel wirklich nicht raus 😉 Liebe Grüße, Tommy

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  2. Die Suppe hört sich großartig an – die werde ich bei Gelegenheit mal versuchen nachzukochen….
    Oh und sag: die Wokpfanne da auf den Bildern mit dem traumhaften Hozgriff …… wo gibt es die=

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    • Dankeschön! Die Pfanne gibt es ab Februar bei diepfanne.com 😉

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      • Uih Prima, Danke dann behalte ich das im Blick.
        Und die Suppe …….. oh man die Vorstellung daran wie sie wohl schmecken wird verfolgt mich schon bis in den Schlaf . :)….. ich muss sie wirklich unbedingt nachkochen

        Gefällt 1 Person

  3. Ich habe die Suppe gestern nachgekocht. Das war die beste Kartoffelsuppe die ich in meinen 60 Lebensjahren gegessen habe. Vielen Dank für das Rezept!

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