Gado Gado: Indonesischer Salat mit scharfer Erdnussauce


Gado-Gado mit Saus Kacang – man muss diesen indonesischen Salat mit der scharfen Erdnussauce nicht großartig vorstellen, denn nach dem berühmten Rendang dürfte es das bekannteste indonesische Rezept sein.

Weil es aber bei TheMaskedChef keinen Blogpost ohne einer kleinen Geschichte gibt, entführe ich euch in die Vergangenheit, ins Jahr 1985, nach Bali/Indonesien. Genauer gesagt an die Ostküste Balis, nach Seminyak. Das Restaurant „Chez Gado Gado“ war damals das nördlichste, ganz am Ende vom Legian Beach (heute „Double-Six-Beach“) auf der „Kuta-Seite“, da wo es die tolle Brandung und den graubraunen, stark eisenhaltigen Sand gibt, über den man besser nicht barfuß laufen sollte. Durch den hohen Eisenanteil erhitzt sich der Sand in der Sonne auf Temperaturen von weit über 70°C und Brandblasen auf den Fußsohlen sind keine Seltenheit. An normalen Tagen war das „Chez Gado Gado“ ein einfaches und gutes, und vor allem herrlich direkt über dem Strand gelegenes Open-Air-Restaurant, und das erste seiner Art, was nicht von Einheimischen betrieben wurde, sondern von einem französischen Auswanderer, der sich auf der Insel der Götter niedergelassen hatte – daher auch das „Chez“ im Namen und auch das Gado Gado dort war unglaublich lecker!

chezgadogado-1-1030x679

In Vollmond-Nächten allerdings verwandelte sich das „Chez Gado Gado“ nach 23:00 in den angesagtesten Nightclub seiner Zeit auf der Insel – mit Weltstars wie Mick Jagger, Keith Richards und David Bowie unter den Gästen, die abfeierten bis der Morgen graute. Das Publikum international gemischt aber mit großem Anteil an Australiern – galt doch damals Bali als ‚das Mallorca der Australier‘, nur wenige Flugstunden von Melbourne und Sydney entfernt. Surfer, Hippies, Models und internationale Stars mischten sich auf der Tanzfläche und man munkelt, dass die Mädchen fast alle keine Höschen unter den kurzen Röcken trugen 😉 … ein bisschen was von dem Feeling kann ich euch mit dem Hit des  Jahres 1984 auf Bali geben, der damals stündlich auf den legendären ‚Chez Gado Gado Full Moon Parties‘ gespielt wurde: ‚No Second Prize‘ war der erste Hit von Jimmy Barnes, von seinen Fans liebevoll ‚Barnsey‘ genannt, nachdem er sich von der australischen Rockband ‚Cold Chisel‘ getrennt hatte – stimmt euch mit seiner Musik auf das echte Bali-Feeling ein – mit oder ohne Höschen unterm kurzen Röckchen 😉

Damals war am Ende der Terrasse des ‚Chez Gado Gado‘ zum Strand hin, nicht wie auf dem Bild oben ein Geländer aus Seilen, sondern zwei Reihen Stacheldraht an der etwa 1.80 m hohen Mauer. An dieses Feature werde ich mich mein Leben lang erinnern. Dieser Stacheldraht wurde dort angebracht, um zahlungsunwilligen ‚Strandeinsteigern‘ vorzubeugen, denn für die Full-Moon-Parties wurde selbstverständlich Eintrittsgeld erhoben. Das war zwar nicht viel – etwa der Gegenwert von 10 Euro – aber trotzdem gab es viele, die versuchten, das zu umgehen. Ich stand an der Bar und bestellte mir ein Bier. Ja, Bier – damals trank ich Bier und das indonesische Bir Bintang (was ‚Stern‘ bedeutet) war gar nicht so schlecht. Und ich konnte einen Kronenkorken mit den Zähnen öffnen, was gar nicht so schwer ist, wenn man den Trick raus hat. Das sah mein Bar-Nachbar, ein Aussie, mit blonden Locken und breitkrempigem Lederhut, und meinte „hey mate, can you do this again?“ „If you pay for the beer, why not?“ – keine Ahnung, warum er das so toll fand, aber am Ende standen so sieben oder acht mit den Zähnen geöffnete Flaschen Bintang vor uns auf der Theke und mein neuer Freund und ich schauten den Mädchen auf der Tanzfläche zu…okayokay…wir versuchten herauszufinden, was an dem Gerücht mit ohne Höschen dran war 😉 Irgendwann brauchten wir einen Break von den gefühlten 130 Dezibeln der Musikanlage und wollten zum Strand. Der Zugang war selbstverständlich abgesperrt (sonst hätte ja der Stacheldraht seinen Sinn verloren) und ich wollte von der 1.80 hohen Mauer springen – nur hatte ich den Stacheldraht vergessen und….könnt ihr es euch schon denken? Ich machte einen nicht allzu großen Hüpfer von der Mauer, nicht groß genug, um dem Stacheldraht zu entgehen und landete kopfüber im Sand – nicht ohne mir die Füße aufs Übelste an diesem verdammten Stacheldraht aufgerissen zu haben. Mein neuer Freund, Dave hieß er, stand plötzlich neben mir, murmelte „oh shit“ und hielt mir so ein selbst gedrehtes Stäbchen hin „here, take a few draws“….uiuiui….auch noch Cannabis zu den paar Bier, die ich in der Birne hatte….die Aussies wussten offensichtlich schon damals um die analgetischen Eigenschaften der Hanfpflanze. Ich so: „I need a shower“ – er so: „I stay nearby“ und er brachte mich zu seiner Unterkunft, wo ich mir unter der Freiluftdusche den Sand vom Kopf und das Blut von den Füßen waschen konnte. Verbandszeug? Pah! Zwei Bandanas (immerhin frisch gewaschen) taten es auch. Und dann? Na zurück zur Party – wo schon wieder Jimmy Barnes lief… mehr von ihm hier 

IMG_6344

Rezept für Gado Gado

Es gibt kein festes Rezept für Gado Gado, aber gekochte Kartoffeln, gekochte Eier (für die vegetarische Version – für die Vegane müssen die außen vor bleiben) und blanchierte grüne Bohnen müssen rein, um als Gado Gado zu gelten. Und die Erdnussauce (Saus Kacang) muss drauf sein. Gado Gado bedeutet zu Deutsch ‚Mischmasch‘ – damit ist eigentlich alles erlaubt, deshalb überlasse ich es euch, was ihr verwendet. Gurken, Tomaten, Chinakohl, Eisbergsalat, verschiedene Chilies, Paprika, Sojabohnensprossen, Gurke, Tofu oder Tempeh (frittiert), Spinat oder Wasserspinat – anything goes – so lange sicher gestellt ist, dass reichlich scharfe Erdnusssauce drüber kommt. Lasst euch von den  Bildern inspirieren – das Rezept für die Erdnusssauce gibt es hier:

Erdnuss Sauce (Saus Kacang)
  • 200 g Erdnüsse, trocken geröstet, mit einigen getrockneten Chilies
  • 50 g Kemiri-Nüsse (Lichtnuss) – auch trocken geröstet (ungeröstet sind sie leicht giftig) – optional
  • 2 Schalotten, geschält und halbiert
  • 4 Zehen Knoblauch, geschält
  • 50 g Palmzucker (ersatzweise brauner Rohrzucker), in etwas heißem Wasser aufgelöst
  • 1 bis 10 kleine rote scharfe chilies – nehmt so viel (oder so wenig) wie ihr vertragen könnt
  • 1 EL Salz
  • 1 TL Trassi (indonesische Garnelenpaste), ersatzweise asiatische Fischsauce (dann etwa 3 EL) – strikte Vegetarier können die natürlich weglassen, aber dann schmeckt es nicht so gut 😉
  • 1 TL Tamarind-Paste
  • Saft von 1 Limette
  • 1 EL süße Sojasauce (Indonesisch: kecap manis)
  • 400 ml Kokosmilch (1 Dose)
  • 3 EL grobe Erdnussbutter

IMG_6338

Die Nüsse, bis auf 2 EL, und getrockneten Chilies in einer beschichteten kleinen Pfanne oder im Saucenpfännchen bei milder Hitze unter ständigem Rühren goldbraun rösten. Das ist etwas zeitaufwändig, aber jede Sekunde wert. 2 EL Nüsse im Mörser grob zerkleinern und beiseite stellen.

Abkühlen lassen und mit den übrigen Zutaten, außer der Kokosmilch, in einen Mixer geben und zu einer Paste verarbeiten. In einer beschichteten Pfanne die Paste bei mittlerer Hitze 5-7 min. anbraten, die Kokosmilch dazu geben und aufkochen. Temperatur reduzieren und bei mittlerer Hitze zu sämiger Konsistenz einkochen – das dauert etwa 20-30 Minuten.

In der Zwischenzeit Salate und Gemüse grob schneiden und in einer großen, flachen Schüssel anrichten. Die Erdnusssauce drüber geben und mit den zerstoßenen Erdnüssen bestreuen.

IMG_6346

Diese Sauce ist auch für Sate-Spieße (Chicken Satay) unersetzlich und weil sie sich im Kühlschrank ohne weiteres 3 Wochen hält, lohnt es sich, gleich etwas mehr davon zu machen – verdoppelt einfach die Mengen im Rezept.

IMG_6342

Verwendetes Werkzeug:

Edition 7 – das Kochmesser (mein täglicher Begleiter in der Küche)

Für die Bohnen und die Kartoffeln: Edition 10 – der Kochtopf in beiden Größen

Für die gerösteten Nüsse: Edition 9 – das Saucenpfännchen

Für die Sauce: eine beschichtete Hochrand-Pfanne

Wie immer entstand dieses Rezept in der Testküche von d. die Pfanne® – der Marke für hochwertiges Kochgeschirr und Küchenaccessoires.

https://www.diepfanne.com

Kategorien:Asiatisch, Basics, Indonesische Küche, Klassiker, Vegan, VegetarischSchlagwörter:, , , , , , , , , , , , , , , ,

8 Kommentare

  1. Danke für die amüsante Geschichte und den tollen Sound! Ob ich’s nachkochen werde ….. ? Vielleicht einmal eine einfache Version, schaun mer mal 😉

    Gefällt 1 Person

  2. Als ich 93 das Land für einen Monat bereiste, wusste ich weder was von Chez noch GadoGado überhaupt. Und erst am Ende kam ich in den Genuss von GadoGado. Seitdem gibt es dieses hier so zwei-, dreimal im Jahr. Es ist einfach richtig g*** lecker.

    Gefällt 1 Person

  3. Menno, nun habe ich Hunger. Tolles Rezept, wird gespeichert, herzlichen Dank. 🤗

    Like

  4. Klasse geschrieben und ich habe mich in der kleinen Geschichte sofort wiedergefunden. An dem Strand war ich auch schon, allerdings ein paar Jahre später. Ich liebe die Insel so sehr und allein die Gerüche und Geräusche dort machen es mir schwer, nicht jedes Jahr dorthin zu fliegen. In den Hängen von Sayan Terrace zu liegen und. Der Gangelan Musik zu lauschen. Dieses Gericht wird es mir garantiert ermöglichen gedanklich zu meinem Lieblingsplatz auf Erden zu reisen. Danke für das tolle Rezept und den schönen Gedanken beim Lesen.

    Gefällt 1 Person

    • Herzlichen Dank! Tja, wenn es nicht so weit wäre … die Geschichte stammt aus einer Zeit, als ich in Surabaya lebte (30 min. Flug entfernt) und ein kleines Häuschen im Dorf Blanjong besaß (das ist mittlerweile mit Sanur „zusammengewachsen“). Strom gab es dort nur vom kleinen Generator und auch den ließen wir nur 1x am Tag laufen um Wasser in die schwarze Mastkugel zu pumpen, so dass man wenigstens duschen konnte. Den Kühlschrank ersetzte damals eine große Blechwanne, die täglich mit Eis gefüllt wurde. War recht „ursprünglich“, aber ich hatte einen kleinen Jeep und war wenigstens mobil um die ganze Insel zu erkunden.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..